Heute möchte ich mit dir über ein Thema sprechen, das für viele Frauen von großer Bedeutung ist: 

die Heilung der weiblichen Ahnenlinie. 

Du fragst dich vielleicht, ist das nicht ein bisschen esoterisch? 

Und weshalb solltest du dich überhaupt dafür interessieren? 

Lass mich dir erklären, warum die Arbeit an der weiblichen Ahnenlinie von großer Bedeutung sein kann und welche Auswirkungen sie auf dein Leben haben kann.

Was in erster Linie sehr esoterisch klingt, ist tatsächlich handfeste Biologie. 

Die Ahnenlinie ist das, was du genetisch und epigenetisch von deinen weiblichen Vorfahren geerbt hast. 

Die Epigenetik erforscht, welche genetischen Kombinationen an- oder ausgeschaltet werden. 

So wird deutlich, dass die Erlebnisse und Erfahrungen deiner Mutter und Großmutter Auswirkungen auf dein Leben haben. 

Besonders deutlich wird dies in der weiblichen Linie, da du bereits als Eizelle im Leib deiner Mutter existiert hast, als deine Oma mit deiner Mutter schwanger war.

Wenn dich das jetzt verwirrt hat, kann ich das verstehen.

Im Gegensatz zu den Spermien des Mannes, existieren die Eizellen in den Eierstöcken ja schon in uns, wenn wir noch im Mutterleib sind.

Deshalb werden alle Erlebnisse, die unsere Mutter und Großmutter gemacht haben, auch in unserer Generation gespeichert.

Daran denken wir viel zu selten, wenn denn überhaupt…

Die Erziehung, Glaubenssätze, gesellschaftliche Konventionen und Rollenbilder haben ebenfalls großen Einfluss. 

Vielleicht erinnerst du dich an die Sprüche in deinem Poesiealbum.

 Bei mir standen Sätze darin wie "Sei wie das Pfeilchen, sitzam und rein, nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert wird sein." 

Oder während meiner Kindheit gab es Aussagen wie „Liebe Mädchen sieht man nur, man hört sie nicht“ und im Laufe der Zeit auch so etwas: „So lange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, tust und lässt du, was wir dir sagen!“

Ich fand es schrecklich.

Solche Sätze und gesellschaftliche Erwartungen prägen uns bis heute.

Denk einmal an deine Kindheit und welche Geschlechterrollen dir vorgelebt wurden. 

Mädchen spielten mit Puppen, Jungs mit Autos und Werkzeugen. 

Mädchen wurden in bestimmte Kurse gelenkt, während bestimmte Fächer und Berufe als "nicht für Mädchen" galten. 

Welches Mädchen konnte schon als Automechanikerin arbeiten.

Das war sicherlich die Ausnahme und wahrscheinlich auch nur dann, wenn sich die Werkstatt in den Händen der Eltern befand.

Männer gingen zur Jagd, Frauen kümmerten sich um die Essenszubereitung und die Kinder.

Diese Rollenmuster haben tiefe Spuren in unserem Denken und Handeln hinterlassen.

Spannen wir jetzt einmal den Bogen zur heutigen Zeit und den beiden letzten Generationen.

Schau einmal zurück auf die Geschichten deiner weiblichen Vorfahren. 

Was haben sie erlebt? 

Kriege, Flucht, Vertreibung, Wiederaufbau - all dies hat tiefe Prägungen hinterlassen. 

Der Angst und dem Schrecken, den das Heulen der Sirenen verursacht hat, der Flucht und Vertreibung, dem Verlust von Hab und Gut und der Kampf ums Überleben. 

Diese Erfahrungen haben direkte Auswirkungen auf dich und können bis heute in deinem Leben spürbar sein.

Das kann in Form von Ängsten sein, die sich bei dir zeigen, das Gefühl nirgends sicher zu sein, keine Heimat zu haben.

Trete jetzt mal gedanklich einen großen Schritt zurück und Wechsel den Blickwinkel.

Hier kommt auch die positive Seite zum Vorschein: Deine weibliche Linie besteht aus Überlebenden!

 Deine Mutter, deine Großmutter und alle davor haben alle Strapazen, Erziehungsmaßnahmen, soziale Stellungen und Entbehrungen überlebt. 

UND du hast die Kraft und Entschlossenheit, alles Widrige zu überwinden, von ihnen geerbt.

Nicht nur das, sondern deine Kinder und Enkel profitieren ebenfalls davon: Auch sie haben eine große Portion Widerstandskraft (oder auch Resilienz genannt) in die Wiege gelegt bekommen.

Es ist wichtig zu verstehen, was deine weiblichen Vorfahren erlebt haben und welche Kraft in dir steckt. 

Durch dieses Verständnis können alte Geschichten und Geschehnisse weniger Einfluss auf dein heutiges Leben haben. 

Vielleicht fällt es dir auch leichter, deiner Mutter oder Großmutter das ein oder andere zu vergeben oder zu verzeihen. 

Zumindest sorgt das Anschauen der Lebensgeschichten der Frauen, die vor dir gelebt haben, dafür, dass du ein wenig mehr Verständnis für sie und ihr Handeln aufbringen kannst.

Du musst das nicht gut heißen- weder jetzt noch damals, was geschehen ist. 

Die Aufarbeitung der Familiengeschichte kann zu einer tiefen inneren Heilung und zu einem besseren Verständnis untereinander führen.

Vielleicht weißt du noch nicht viel über die Geschichte deiner weiblichen Ahnenlinie. 

In diesem Fall ist es eine Möglichkeit, mit deinen Eltern oder Großeltern über ihre Lebensgeschichten zu sprechen. 

Vielleicht existieren noch Fotos oder Tagebücher, die dir Einblicke gewähren können. 

Dieses Wissen kann dir helfen, ein tieferes Verständnis für deine weiblichen Vorfahren zu entwickeln. 

Wenn du dich dafür interessierst, deine weibliche Ahnenlinie aufzuarbeiten, dann sei dir bewusst, dass dies ein leichter Prozess sein kann, aber nicht immer ist es einfach.

Es kann ein Weg der Heilung und des Verstehens sein, aber auch schmerzhaft und belastend. 

Hol dir Hilfe und Unterstützung, wenn du diese Arbeit nicht allein angehen möchtest oder kannst. 

Das Thema kann auf verschiedene Weisen bearbeitet werden und es muss nicht jedes Detail aufgedeckt werden.

Es gibt die Möglichkeit, nur über die Gefühle im Körper das aufzuarbeiten. Dazu musst du nicht wissen, was damals vorgefallen ist.

Wenn du an diesem Punkt angekommen bist, dann wünsche ich dir, dass du einen neuen Blickwinkel gewonnen hast auf deine weiblichen Ahnen und dass du die Kraft und die Energie in dir entdeckt hast oder entdecken kannst. 

Ich hoffe, dass dieses Wissen dir zu einer inneren Heilung verhelfen kann, dass deine Geschichte weniger Einfluss auf dein Leben hat und dass du gestärkt und stolz deinen eigenen Weg gehen kannst.

Du bist einzigartig!

Deine Angelika Hoyer